Ein sportlicher Traum wird wahr – Bockum-Höveler Triathlet startet bei Europas härtestem Triathlon, dem Triple Ultra Triathlon Lensahn

von Detlef Gräwe

"Iron Man" - diesen Namen haben die Sportler jenem Wettbewerb auf Hawaii gegeben, der in einem Contest Schwimmen, Radfahren und Laufen vereint.

Die Strecke: 3,86 Kilometer Schwimmen im offenen Meer, 180,2 Kilometer auf dem Rad und ein Marathonlauf, also nochmal 42,195 Kilometer. Der Name ist dabei Programm: Diejenigen, die es ins Ziel schaffen, brauchen eine eiserne Konstitution. Eine Steigerung ist da kaum möglich.

Mehr geht nicht…?

Falsch gedacht. Zum Beispiel im kleinen Lensahn im Kreis Ostholstein. Gut, es gibt keine Gewässer, in denen sich Haie tummeln, sondern nur das örtliche Schwimmbad. Die Radstrecke führt auch nicht bei 40 Grad Celsius vorbei an glühenden Lavafeldern, dafür müssen die Athleten aber auf jeder Strecke die dreifache Distanz bewältigen. Der Triple UltraTriathlon beinhaltet 11,4 Kilometer Schwimmen, 540 Kilometer Radfahren und 126,6 Kilometer Laufen.

Nur 6 Wochen nach seinem Start über die doppelte Ironman-Distanz beim 2. Double Ultra Triathlon Emsdetten (7,6 km Schwimmen, 360 km Radfahren, 84,4 km Laufen), den er in einer Zeit von 32:21:56 Std. finishte, ging der 61-jährige Bockum-Höveler Triathlet Detlef Gräwe vom Tri-As Hamm beim 24. Int. Triple Ultra Triathlon in Lensahn an den Start, der vom 24.07. – 26.07.2015 stattfand.

Für dieses große sportliche Event hatte er sich bereits im November vergangenen Jahres angemeldet und sein gesamtes Training nur auf dieses besondere Ereignis abgestimmt.

Nach seiner Anreise am Mittwoch wurde zunächst die Unterkunft in der örtlichen Gemeinschaftsschule bezogen. Dort wurden für die Athleten auf Wunsch Klassenzimmer zur Verfügung gestellt. Am darauffolgenden  Donnerstag stand morgens um 11 Uhr eine Wettkampfbesprechung auf dem Programm: die Schwimmbahnen wurden eingeteilt, ein ärztliches Attest, der aktuelle Hämatokritwert und eine Abtrittserklärung mussten vorgelegt werden. Abends ging es mit der Eröffnungsveranstaltung weiter, bei der jeder einzelne Athlet persönlich vorgestellt wurde und seine Startunterlagen bekam. Im Anschluss fand die Pastaparty mit sämtlichen Helfern, begleitenden Familien und Freunden statt. 

Freitag früh um 7 Uhr wurde es ernst. Für 41 Athleten aus 10 Nationen, darunter 6 Frauen, fiel der Startschuss zum 24. Triple Ultra Triathlon Lensahn, der gleichzeitig auch ein Weltcup-Rennen war. Das Wetter war gut, die Sonne schien und unter dem Applaus zahlreicher Zuschauer legten die Athleten die ersten von insgesamt 228 Bahnen à 50 m = 11,4 km zurück. Geschwommen wurde auf 6 Bahnen, eingeteilt nach Leistungsstärke. Um eine Unterkühlung der Teilnehmer zu verhindern besteht  Neoprenpflicht.

Detlef  Gräwe stieg nach 4:41:39 Stunden als 34. aus dem Wasser und lief zügig in die Wechselzone im Freibad, um sich von seinem Betreuerteam in die Radkleidung helfen zu lassen und auf den Radparcours zu wechseln. Die Teilnehmer mussten insgesamt 112 Runden à 4,84 km = 540 km fahren. Die Strecke führte vom Schützenplatz in Lensahn nach Nienrade und war eine Wendepunkstrecke. In der Beschreibung der Strecke war zu lesen: „Der Radkurs ist eine flache Strecke und dadurch schnell zu fahren. Es kann aber zu Beeinträchtigungen durch Wind und Regen kommen.“ Und Wind und Regen kamen in der Nacht…  Trotzdem verlor Detlef Gräwe nie die gute Laune und die Betreuercrew versorgte ihn mit warmen Getränken, mit Essen und Regenkleidung. Als der Morgen kam wurde das Wetter nach und nach wieder besser und so konnte Gräwe nach einer Radzeit von 26:50:32 Stunden das Triathlonrad an seine Betreuer übergeben und die Laufschuhe schnüren. Insgesamt war der Bockum-Höveler bis hierhin bereits über 31 Stunden im Wettbewerb und die letzte Disziplin folgte jetzt noch: insgesamt 3 Marathonläufe über 42,195 km.                   

Die Laufstrecke führte über 96 Runden à 1,319 km = 126,62 km durch das angrenzende Wohngebiet an der Gemeinschaftsschule vorbei wieder zum Schützenplatz, dem Zentrum der Veranstaltung. Auch für die Betreuercrew war nicht an Ruhe zu denken. Nach der anstrengenden Nacht hieß es nun den Pavillon mit allen Vorräten und Kleidungskisten, mit Liegestühlen und Decken etc. an die Laufstrecke zu bugsieren. Schließlich standen dem Tri-Asler Gräwe und seiner Crew noch eine weitere Nacht bevor. Während Detlef Gräwe nun Runde um Runde absolvierte, wurde gegen 16 Uhr nachmittags bereits der Sieger des Triple Ultra Triathlons gefeiert. Vorjahressieger und Weltmeister Richard Widmer finishte in der sensationellen Zeit von 33:05:16 Stunden und unterbot seine Bestzeit deutlich. Nun mussten alle weiteren Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Ausdauer beweisen. Nachmittags setzten heftige Gewitterschauer ein. Es folgten Abschnitte mit Sonnenschein und plötzlich eintretendem Regen. Trotzdem wurden nur kurze Pausen eingelegt, um sich von den Betreuern trockene Kleidung und Verpflegung reichen zu lassen. Die Nacht kam und mit der Nacht kamen auch Sturm und weiterer Regen, der allen Beteiligten stark zusetzte. Am nächsten Morgen ließ der Regen nach, und nach und nach kam die Sonne durch, so dass die Temperaturen wieder angenehmer wurden. Als Detlef Gräwe seine letzten 15 Runden vor sich hatte, zog er nochmal den Turbo an und spulte die Runden unter dem ständigen Beifall der anwesenden Zuschauer und auch der anderen Sportler und Crewmitglieder in zügigem Tempo ab.

Besonders emotional wurde die 96. und damit letzte Laufrunde. Diese wird traditionell gegen die bisherige Laufrichtung gelaufen, damit die noch im Wettbewerb befindlichen Athleten dem kommenden Finisher gratulieren können. Ein Helfer des TSV Lensahn  überreichte dem Tri-Asler Detlef Gräwe die Deutschlandfahne und zusammen mit seinem Betreuerteam, seiner Familie und zahlreichen Freunden ging es für ihn auf die letzte Runde eines wunderschönen Wettbewerbes. Besonders freute ihn, dass sich unterwegs auch der Weltmeister Richard Widmer mit seiner Familie anschloss und so dem Sportler Detlef Gräwe seinen besonderen Respekt für seine tolle Leistung zollte. Erschöpft, aber überglücklich erreichte der Bockum-Höveler Detlef Gräwe zu den Klängen seiner Lieblingsmusik nach 54:14:52 Stunden das Ziel auf dem Lensahner Schützenplatz. ( reine Laufzeit: 22:42:41 Std.) Der Sportler des Tri-As Hamm erreichte damit den 29. Platz von den 41 gestarteten Athleten und Athletinnen und unterbot damit das Zeitlimit von 58 Stunden deutlich.

Zum Abschluss der Veranstaltung fand am Sonntag um 18:30Uhr die Siegerehrung statt. Jeder Athlet und jede Athletin wurde einzeln geehrt und bekam eine Urkunde, eine Medaille und einen Pokal. Für die beiden Erstplatzierten wurde die jeweilige Nationalhymne gespielt. Das Finishershirt hatten die Athleten bereits direkt nach dem Zieleinlauf überreicht bekommen.

Zum Abschluss möchte Detlef Gräwe noch ein  paar persönliche Worte sagen:

„Ich möchte einfach nur Danke sagen, dem lieben Gott, dass er mir die Möglichkeit gibt, solche sportlichen Höchstleistungen zu vollbringen, denn es ist nicht alles selbstverständlich im Leben. Meiner tollen Familie, meiner lieben Frau Gertrud und meiner Tochter Wiebke für die tatkräftige Unterstützung in der Vorbereitung und auch während des Wettbewerbes. Ein besonderes Dankeschön gilt auch meinem Freund und Sportkameraden Frank Keil, der mich schon zweimal so super beim Double Ultra Triathlon Emsdetten betreut hat und auch schon als Radbegleitung beim 101 km langen Hollenlauf in Bödefeld dabei war. Mein besonderer Dank gilt auch dem Veranstalter und den Organisatoren sowie den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, die uns Athleten eine wunderbare Veranstaltung ermöglicht haben. Zuletzt und ganz besonders danke ich meinem Team in Lensahn: Laila Becker, Miriam Kunst und Brigitte Kunst. Ohne euch und eure tolle Betreuung bei Tag und Nacht wäre eine solche Leistung nicht möglich gewesen!“           

Für Detlef Gräwe und seine Familie ging ein wunderschönes und besonderes Erlebnis zu Ende und für sie steht fest: „Lensahn, wir kommen wieder!“

(weiter Informationen zum Wettbewerb unter http://www.triathlonlensahn.de/)

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